
Von Christian Meyer-Pedersen
Man soll Affen nicht beleidigen, aber hier drängt sich das Bild einfach auf. Wer es bis jetzt nicht wahrhaben wollte, hat nun den eindeutigen Beleg dafür, dass Donald Trump nicht zurechnungsfähig ist. Man kann mit dem Präsidenten der Vereinigten Staaten und somit auf die USA als Partner einfach nicht mehr rechnen.
Mehr noch, beim Besuch des Ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zeigte sich ein Donald Trump ohne jegliche Impulskontrolle – ein Mann, der vor laufenden Kameras den Präsidenten eines anderen Landes demütigt, unterstützt von seinem Vize J. D. Vance.
Noch schlimmer ist die Täter-Opfer-Umkehr mit der Selenskyj nicht nur allein verantwortlich gemacht wird für den Krieg, mit dem Russland die Ukraine seit drei Jahren überzieht und die damit einher gehenden menschlichen Verluste, die das Land erleiden musste, nein, er, Selenskyj, würde sogar den dritten Weltkrieg provozieren! Eine groteske Verzerrung der Tatsachen, die uns zeigt, dass da an den Hebeln der Macht in Washington einer sitzt, der den Bezug zur Realität völlig verloren hat.
Und zu guter Letzt wird dem Präsidenten der Ukraine noch vorgeworfen, er sei undankbar, was sich zwar leicht widerlegen lässt, aber das interessiert den orangen Silberrücken im Oval Office und seine Handlanger nicht. Unterwerfung wird gefordert im Gegenzug für weitere Militärhilfen, die, so sieht es aus, bis auf Weiteres eingestellt werden sollen.
Nahezu hilflos wirkt der Versuch von NATO-Generalsekretär Mark Rutte, die Wogen glätten zu wollen. Die Realität sieht wohl eher so aus, als müsste man die NATO oder ein alternatives Militärbündnis in Zukunft ohne die USA denken. Denn würde Trump als oberster Militär der Vereinigten Staaten seinen Bündnisverpflichtungen nachkommen, sollte Russland das Baltikum angreifen? Und falls ja, zu welchem Preis?
Europa muss jetzt in großen Schritten das tun, wovon man in den vergangenen Jahren zwar unermüdlich geredet, die Situation aber dennoch komplett verschlafen hat. Zu behaupten, Trumps politische Irrungen und Wirrungen kämen jetzt völlig überraschend, ist natürlich Unfug.
Europa muss sich jetzt emanzipieren und neue starke Bündnisse eingehen, beispielsweise durch eine engere Zusammenarbeit mit Ländern wie Kanada, Australien und anderen Demokratien, um eine neue Balance zu finden in einer Welt, die ohne die USA aus dem Gleichgewicht gerät.
Militärisch und auch wirtschaftlich müssen die USA in den kommenden vier Jahren eingekapselt und isoliert werden, in der Hoffnung, dass das Land sich bei den nächsten Wahlen für einen Weg zurück in die Weltgemeinschaft entscheidet, sollte nicht Trump sich in der Zwischenzeit zum Gottkönig erklären und freie Wahlen abschaffen. Was bizarr klingen mag, scheint im Lichte der neuesten Entwicklungen nicht mehr so abwegig, wie wir noch vor Kurzem dachten. Jetzt muss man das Unmögliche denken.
Kann Europa die Ukraine effektiv unterstützen, ohne die Hilfe Amerikas? Das wird die nahe Zukunft zeigen. Schaffen wir es nicht, läuft Europa Gefahr, selbst zum Ziel russischer Aggression zu werden. Auf dem Spiel stehen nicht nur die Selbstbestimmung unseres Kontinents, sondern auch die demokratisch-freiheitliche Werteordnung, die das Fundament unseres Zusammenlebens seit vielen Jahrzehnten bildet.
Antidemokratische Kräfte auch bei uns wollen dieses Fundament destabilisieren. Es wird Zeit, darauf eine resolute Antwort zu finden.
Ermutigend ist der Zuspruch, den Selenskyj von Staatsoberhäuptern aus aller Welt erhält. Hier sehen wir womöglich die neue Achse der zukünftigen Zusammenarbeit, aus der eine starke Koalition der Vernunft erwachsen kann. Eine Zukunft, die denen offen steht, die auf Kooperation, Verständigung und eine demokratische Grundordnung setzen.
Denn diese Werte sind keinesfalls aus der Zeit gefallen, nur müssen wir jetzt dafür kämpfen, sie zu bewahren. Die Zeit der Affen wird vorübergehen.
Ach ja, und bis dahin sollten wir alle unsere X-Accounts löschen.